Etappe 7 (Teil 1): Von Haymana auf die Burg von Ankara

Über den Morgen im Fahrerlager in Haymana gibt es nicht viel zu berichten. Da die sanitären Anlagen schon früh am Abend an ihre Grenzen gestoßen sind, will man hier auch nicht lange verweilen. Am Abend wurden wir informiert, dass heute ein Start mit Konvoi auf dem Plan steht. Dazu sollten sich alle Teams auf einem Platz in der Umgebung der Schule einfinden.

Der Turkcell-Laden

Da wir bisher noch nicht erfolgreich und zuverlässig ins Internet kommen, will ich heute früh eine türkische SIM-Karte besorgen. Ein Stück die Straße runter ist ein Turkcell-Laden und als ich nach 9 Uhr zum zweiten Mal dort aufschlage, ist er auch geöffnet. Leider kann ich der Dame im Laden nicht klar machen was ich von ihr will. Sie versteht kein Englisch. Glücklicherweise kommt sie auf die Idee eine interne Hotline anzurufen. Der Herr am anderen Ende der Leitung dolmetscht und berät die Verkäuferin, was der ausländische Kunde wohl will. So genau wird hierzulande von unseren Telefonanbietern wohl niemand ausgefragt, damit er nicht zu viel bezahlt.

Zwischenzeitlich war Thomas schon ungeduldig am Laden, da der Konvoi sich bereits in Bewegung gesetzt hatte und fast keine Autos mehr am Platz waren. Nach ca. 50 Minuten ist dann mein Wunsch nach Internet erfüllt. Ich verlasse den Laden mit einer bereits aktivierten und aufgeladenen SIM-Karte. Für umgerechnet 40 Euro haben wir nun 8 Gigabyte Internetvolumen, das sollte für die Bilder-Uploads zu Facebook genügen.

Auf geht’s nach Ankara

Sämtliche Reden der Offiziellen bzw. Anzugträger habe ich somit verpasst und den großen Auflauf auf dem Platz leider auch. Ich erreiche unsere Fahrzeuge noch rechtzeitig und es stehen sogar noch ziemlich viele Autos dort. Wir fahren also im Konvoi aus der Stadt und übers hügelige, aber dieser hat sich schnell in die Länge gezogen. Trotzdem macht es Spaß, die anderen Teams auch in einiger Entfernung zu sehen. Bei Polatli, nordwestlich von Heymana, treffen wir auf eine Schnellstraße, die in Richtung Ankara führt.

Auf der Schnellstraße kommen wir gut voran, überholen auf dem Weg immer wieder andere Teams oder werden überholt und sind schon bald in den Außenbereichen von Ankara. Dort, wo der Verkehr schon immer wieder von Ampeln aufgehalten wird, säumen moderne Geschäftshäuser, Hochhäuser und riesengroße Moscheen die Straße. Es ist eine Freude, hier mit den anderen Teams zeitgleich entlang zu fahren.

Schon bald wird der Verkehr dichter und wir erreichen die Innenstadt von Ankara. Wir versuchen, den Wegweisern (Ankara Kalesi) zur Burg zu folgen. Das gelingt nicht immer 100-prozentig, dennoch finden wir den richtigen Weg und stehen schon bald im Rallyefahrerstau durch kleine Gassen auf dem Weg zum Burghügel. Das ganze Viertel stinkt in dem Moment nach heißen Kupplungen und manche Autobesatzung machte sich noch am Abend sorgen um diese.

Nervige Kinder auf einem Schulhof

Oben angekommen werden wir auf einen Schulhof gelotst. Dicht gedrängt stehen dort schon die Autos anderer Teams. Viele Schüler im Grundschulalter (oder zumindest nicht viel älter) sind auf dem Schulhof unterwegs. Schon bevor wir aussteigen können, stehen sie an den Autos und einer ist schon auf unseren Dachträger geklettert. Diesen zerre ich gleich wieder von dort herunter. Die Räder auf dem Dach wollen wir in einer ärmeren Gegend als in einem Touristenviertel der Hauptstadt verschenken.

Der Junge wird sich auch während der nächsten 20 Minuten als einer der nervigsten erweisen – aber wenigstens hat er uns mit seiner Kleidung das Heck unseres Autos geputzt. Viele Kinder sind extrem aufdringlich. Auch die anderen Teams sind schnell von ihnen genervt. Sie wollen alles haben, was in und an unseren Autos ist. Die Polizisten auf dem Schulhof raten uns gleich, die Autos hier nicht allein stehen zu lassen – das hätten wir auch ohne Hinweis bestimmt nicht gemacht. Wir teilen uns also auf und die erste Gruppe geht schon mal zur Burg, während ich mit Tom und Herwig bei den Autos bleibe.

Noch nie wurde ich von Kindern so dermaßen genervt, wie an dieser Schule. Sie geben einfach nicht auf. Eine Viertelstunde lang wiederhole ich das Wort “NEIN!”. Sie lassen einfach nicht nach. Doch irgendwann zieht ein anderes Team ihre Aufmerksamkeit auf sich. Anderen Teams ging es eben ganz genauso und die Kinder sind später noch das ein oder andere Mal Gesprächsthema. Erst viel viel später, als wir bereits wieder von unserer Burgbesichtigung zurück sind, schmeißen die Polizisten die Kinder vom Schulhof.

Die Burg von Ankara

Die Burg von Ankara ist eigentlich die Zitadelle von Ankara. Wir besichtigen einen Turm der Anlage. Von dort oben hat man eine tolle Aussicht über die Stadt. Die Ruine selbst haut einen Bayern allerdings nicht vom Hocker. 😉 Spannender ist es schon, Klaus vom Team Höffn Foan dabei zuzusehen, wie er mit dem Fahrrad über die Burgmauer fährt. Ich hätte mich das nicht getraut!

Von hier oben aus hat man einen tollen Blick über die Stadt. Hier und da sieht man die beliebten, riesengroßen Türkei Fahnen wehen. Die Stadt hat eine reisen Ausdehnung, was bei 5 Millionen Einwohnern ja auch kein Wunder ist. Im Norden sehen wir zum Beispiel eine Gondelbahn, die dort wohl als öffentliches Verkehrsmittel dient. Ich sehe eine Reihe von Parkanlagen, einzelne, große, historische Bauten, zwei Vergnügungsparks und nordwestlich der Burg, in nicht allzu großer Entfernung, kann man das Motodrom erkennen. Dort werden wir eine Stunde später schon den Le-Mans-Start haben.

Auf dem Weg von der Burg zurück zu den Autos, nehmen wir uns eine Minute Zeit, um die Verkaufsstände für Trockenobst und Hülsenfrüchte anzuschauen. Zeit für Sightseeing oder gemütliches Shopping gibt es auf der Rallye nicht, alle müssen immer weiter 🙂

Umständlich werden die dicht an dicht geparkten Autos zwischen Schulhaus und anderen Teams ausgeparkt und wir machen uns auf den Weg zum Motodrom. Wir sehen dabei einen lustigen, tiefergelegten Wagen. Das Nummernschild hat der Besitzer offenbar extra tief gehängt.

Video zum Bericht

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