Der morgen in Gieresun beginnt zäh. Nachts wurde bei uns etwas länger gefeiert und die Feier ist später unter Beeinträchtigung anderer Teams noch etwas eskaliert. Dementsprechend ist die Stimmung im Team am Morgen äußerst durchwachsen. Es dauert also, bis Sich unser Team etwas sortiert hat und es gibt ein eher ergebnisloses Krisengespräch. Als eines der letzten Teams verlassen wir das Fahrerlager in Gieresun am späten Vormittag.
Zuwachs für das Team
Wir sind noch nicht weit gefahren, als wir von Team 30 überholt werden und feststellen, dass Hanni alleine im Auto sitzt. Ein kurzer Funkspruch zu unserem Führungsfahrzeug klärt, dass im ersten Auto von Team 30 drei Leute sitzen. Zusammen fahren wir an der nächsten Tankstelle raus und schnell ist klar, dass Hanni von nun an bei uns mitfahren wird. Wir sind nun also ein Team aus sieben Fahreren in 4 Autos. Dass der Tag so eine Wendung nehmen würde, waren wirklich nicht zu erwarten. Wir stellen Hannis Funkgerät auf unsere Kanal ein und fahren wieder weiter.
Die Fahrt entlang der Schwarzmeerküste ist fast schon langweilig. Die ganze Szenerie entlang der Schwarzmeerküste, gleicht sich über Stunden. Bis zur georgischen Grenze bleibt das Wetter trüb, mit seltenem Nieselregen und wir bekommen einen entsprechend finsteren Eindruck von der Gegend. Wir fahren durch langgezogene Städte, sehen nichts vom bergigen Hinterland, da die Wolken tief hängen und vom Meer sehen wir nur dunkles Grau – nichtmal Schiffe sind auf dem Wasser.
Nach einer Mittagspause an einem Picknickplatz – auch dieser Ort ist heute nicht wirklich einladen wir kochen Nudeln mit Tomatensoße – verteilen wir an einer Ampel ein paar Mitbringsel an eine bettelnde Familie. Wir sind nun auch den etwas gewöhnungsbedürtigen Clown los. Nach nicht allzu langer Fahrt erreichen wir die Grenze zu Georgien. Die Szenerie dort ist bereits schon in einem eigenen Beitrag beschrieben.
Bei Dämmerung nach Georgien
In Georgien fahren wir durch eine Gegend, die uns nicht besonders vertrauenswürdig erscheint. Viele werden am Abend sagen, dass es sich etwas nach Thailand angefühlt hat. Es ist jedenfalls deutlich ander, aber es ist schon anders als zuletzt in der Türkei. Ich stehe mehr Ruinen alles sieht etwas heruntergekommene aus, wenn wir auch durch eine Irrlehre gegen fahren. Die 30 km ist Batumi fahren wir in einem Dämmerlicht, sehen die modernen Hochhäuser von Batumi in der Ferne, die wir beim Grenzübergang auf einigen großen Tourismus-Plakaten gesehen haben.
Neben der Straße stehen viele alte LKWs und alte PKWs, hier und da sind Leute, Ruinen Komma fahren über einen großen eine große Flussmündung, über die sich eine verfallene Eisenbahnbrücke zieht, und sind dann bald in Batumi. Der Verkehr hier deutlich stärker und wir bemerken schon, dass viele Autos ohne Stoßfänger unterwegs sind. Das ist das typische Bild in Georgien, dass wir die nächsten zwei Tage permanent haben werden. Nachts stellt sich dann auch noch heraus, dass nicht unbedingt jeder Wert auf ein funktionierendes Licht legt. Dann wird er fährt man mit nur einem Scheinwerfer, nur einem Standlicht oder gleich ganz ohne Licht. Später werden wir von Nachtlager aus nur eine Straße überqueren und haben schon bei dieser einen Straßenüberquerung ein riesen Respekt vor dem nächtlichen Verkehr in Batumi.
Für zwei Tage begleitet uns nun auch die georgische Schrift. Rundliche Buchstaben, die für einen EU-Europäer alle sehr ähnlich aussehen. Und bei deren Anblick man nicht darauf kommt, dass das georgische Alphabet aus satten 33 Buchstaben besteht – Schilder, Speisekarten und Kassenzettel sind damit für uns einfach sehenswert.
Batumi – die durchgeknallte Stadt
Schnell zeigt sich das zerrissene Bild der Stadt. Die Gegensätze. Wir sehen völlig abgerockte Wohnblocks, dahinter ragen nagelneu aussehende Hochhäuser auf – und eine langweilige Architektur haben diese nicht. Hilton, Sheraton, Radisson – das sind die Schriftzüge an diesen Hochhäusern. Ein Turm mit einer Kugel obenauf. Ein Hochhaus mit einem Riesenrad in der Fassade. Weite, tolle Boulevards mit riesengroßen Springbrunnen. Eine Hochhausbaustelle neben der anderen. Und mittendrin: georgische Bierwerbung für…. König Pilsener!
Man merkt, Batumi ist der Tourismus-Hotspot in Georgien. Offenbar ist die Stadt in den vergangenen 10 Jahren geradezu explodiert. Nicht nur in den Ausmaßen, sondern sicherlich auch bei den Preisen. Wir haben leider nicht viel Zeit, um uns hier umzusehen.
Wer sich das „persönlich“ im Internet anschauen möchte – ich würde das empfehlen…, dem seien in diesem Fall ein paar Google Bildersuchen ans Herz gelegt:
Hilton, Sheraton, Radisson, Hochhaus mit Riesenrad, McDonalds usw. Aber auch das „alte“ Batumi sollte man sich anschauen, damit man den krassen Kontrast sieht. Manch Reisebericht tituliert diese Stadt als durchgeknallt. Wie auch immer – die Gegensätze sind enorm.
Wir suchen nach dem Nachtlager, treffen beim Strand ein anderes Team – ans Wasser schauen wir leider nicht vor… dem gefühlten Zeitdruck geschuldet. Nachdem wir die grobe Position des Lagers wissen, finden wir es fast auf Anhieb. Eine sechsspurige Straße führt dorthin, das OK winkt uns auf einen Kiesplatz.
Düstere Gegend für das Fahrerlager
Dieser liegt direkt neben sehr heruntergekommenen Wohnhäusern liegt. Der Charme einer Mischung von abgelegenen Industrieviertel und völlig verarmter Wohngegend, zieht nicht jeden sofort in seinen Bann. Eher macht sich teils etwas Unbehagen bei manchen Rallyefahrern bereit. Ich persönlich mache mir keine Sorgen, wir sind schließlich viele. Auch die LKW-Fahrer die gleich zur Begrüßung aus Richtung der Häuser durch die Büsche kommen, sind so dramatisch nicht. Sie sind vor allem neugierig und einer will auch etwas mit seinen vier eigenen Lastwagen prahlen, die angeblich alle vorne an der Straße stehen. Wie ein Unternehmer sieht er allerdings nicht aus 😉 Die Toiletten sind zwei Klos auf dem Gelände, wir erfahren dass wir außerdem im nahegelegenen Krankenhaus die Toiletten benutzen dürfen.
Wir gehen ein paar hunder Meter durch die nächtliche Stadt zu einem kleinen Supermarkt. Gleich die erste Straße im Wohngebiet würde bei uns nur noch als hoffnungslos schlechter Kiesweg durchgehen. Es wirkt hier so extrem runtergekommen. In dem Minimarkt ist es nett. Und billig. Auf dem Rückweg fallen uns beim Überqueren einer einzigen großen Straße die vielen Autos mit kaputtem Licht auf. Sprich… Stoßstange und Licht haben in Georgien keinen besonders hohen Stellenwert.
Rust’n’Roll macht Feuer
Team Rust’n’Roll hat ein Lagerfeuer organisiert und alle Teams sind eingeladen – das ist mal eine klasse Idee und ein Verdienst um die Fahrerlageratmosphäre! So wird es ein sehr geselliger Abend in Batumi.
Vor dem Lager fahren immer wieder ein paar Poser mit ihren frisierten Autos auf und ab. Vermutlich tun sie das dort immer und nicht nur wegen uns.