Rallyebericht

Etappe 2: Ein Anflug von Monotonie? (Video)

Etappe 2: Ein Anflug von Monotonie? (Video)

Am zweiten Tag führte unser Weg von Maribor in Slowenien über Kroatien und Ungarn nach Rumänien. Ein großteils schnurgerade Streckenverlauf und häufiger Regen schmälerten die Motivation etwas. Dazu noch angespannte Stimmung wegen einer Mittagspause, die ein Teil des Teams in aller Ruhe im Restaurant verbringen wollte. Die andere Hälfte des Teams wollte lieber schnell weiter, um nachts nicht wieder erst spät nach Mitternacht die Zelte aufschlagen zu müssen. Wir waren schließlich gefordert, unseren Zeitplan einzuhalten, um tags darauf das SOS Kinderdorf zu erreichen.

Man muss sich nur (im Kopf) bewusst locker machen, dann ist alles halb so wild 😉

Etappe 10: Die durchgeknallte Stadt – von Gieresun nach Batumi

Etappe 10: Die durchgeknallte Stadt – von Gieresun nach Batumi

Der morgen in Gieresun beginnt zäh. Nachts wurde bei uns etwas länger gefeiert und die Feier ist später unter Beeinträchtigung anderer Teams noch etwas eskaliert. Dementsprechend ist die Stimmung im Team am Morgen äußerst durchwachsen. Es dauert also, bis Sich unser Team etwas sortiert hat und es gibt ein eher ergebnisloses Krisengespräch. Als eines der letzten Teams verlassen wir das Fahrerlager in Gieresun am späten Vormittag.

Zuwachs für das Team

Wir sind noch nicht weit gefahren, als wir von Team 30 überholt werden und feststellen, dass Hanni alleine im Auto sitzt. Ein kurzer Funkspruch zu unserem Führungsfahrzeug klärt, dass im ersten Auto von Team 30 drei Leute sitzen. Zusammen fahren wir an der nächsten Tankstelle raus und schnell ist klar, dass Hanni von nun an bei uns mitfahren wird. Wir sind nun also ein Team aus sieben Fahreren in 4 Autos. Dass der Tag so eine Wendung nehmen würde, waren wirklich nicht zu erwarten. Wir stellen Hannis Funkgerät auf unsere Kanal ein und fahren wieder weiter.

Die Fahrt entlang der Schwarzmeerküste ist fast schon langweilig. Die ganze Szenerie entlang der Schwarzmeerküste, gleicht sich über Stunden. Bis zur georgischen Grenze bleibt das Wetter trüb, mit seltenem Nieselregen und wir bekommen einen entsprechend finsteren Eindruck von der Gegend. Wir fahren durch langgezogene Städte, sehen nichts vom bergigen Hinterland, da die Wolken tief hängen und vom Meer sehen wir nur dunkles Grau – nichtmal Schiffe sind auf dem Wasser.

Nach einer Mittagspause an einem Picknickplatz – auch dieser Ort ist heute nicht wirklich einladen wir kochen Nudeln mit Tomatensoße – verteilen wir an einer Ampel ein paar Mitbringsel an eine bettelnde Familie. Wir sind nun auch den etwas gewöhnungsbedürtigen Clown los. Nach nicht allzu langer Fahrt erreichen wir die Grenze zu Georgien. Die Szenerie dort ist bereits schon in einem eigenen Beitrag beschrieben.

Bei Dämmerung nach Georgien

In Georgien fahren wir durch eine Gegend, die uns nicht besonders vertrauenswürdig erscheint. Viele werden am Abend sagen, dass es sich etwas nach Thailand angefühlt hat. Es ist jedenfalls deutlich ander, aber es ist schon anders als zuletzt in der Türkei. Ich stehe mehr Ruinen alles sieht etwas heruntergekommene aus, wenn wir auch durch eine Irrlehre gegen fahren. Die 30 km ist Batumi fahren wir in einem Dämmerlicht, sehen die modernen Hochhäuser von Batumi in der Ferne, die wir beim Grenzübergang auf einigen großen Tourismus-Plakaten gesehen haben.

Neben der Straße stehen viele alte LKWs und alte PKWs, hier und da sind Leute, Ruinen Komma fahren über einen großen eine große Flussmündung, über die sich eine verfallene Eisenbahnbrücke zieht, und sind dann bald in Batumi. Der Verkehr hier deutlich stärker und wir bemerken schon, dass viele Autos ohne Stoßfänger unterwegs sind. Das ist das typische Bild in Georgien, dass wir die nächsten zwei Tage permanent haben werden. Nachts stellt sich dann auch noch heraus, dass nicht unbedingt jeder Wert auf ein funktionierendes Licht legt. Dann wird er fährt man mit nur einem Scheinwerfer, nur einem Standlicht oder gleich ganz ohne Licht. Später werden wir von Nachtlager aus nur eine Straße überqueren und haben schon bei dieser einen Straßenüberquerung ein riesen Respekt vor dem nächtlichen Verkehr in Batumi.

Für zwei Tage begleitet uns nun auch die georgische Schrift. Rundliche Buchstaben, die für einen EU-Europäer alle sehr ähnlich aussehen. Und bei deren Anblick man nicht darauf kommt, dass das georgische Alphabet aus satten 33 Buchstaben besteht – Schilder, Speisekarten und Kassenzettel sind damit für uns einfach sehenswert.

Batumi – die durchgeknallte Stadt

Schnell zeigt sich das zerrissene Bild der Stadt. Die Gegensätze. Wir sehen völlig abgerockte Wohnblocks, dahinter ragen nagelneu aussehende Hochhäuser auf – und eine langweilige Architektur haben diese nicht. Hilton, Sheraton, Radisson – das sind die Schriftzüge an diesen Hochhäusern. Ein Turm mit einer Kugel obenauf. Ein Hochhaus mit einem Riesenrad in der Fassade. Weite, tolle Boulevards mit riesengroßen Springbrunnen. Eine Hochhausbaustelle neben der anderen. Und mittendrin: georgische Bierwerbung für…. König Pilsener!

Man merkt, Batumi ist der Tourismus-Hotspot in Georgien. Offenbar ist die Stadt in den vergangenen 10 Jahren geradezu explodiert. Nicht nur in den Ausmaßen, sondern sicherlich auch bei den Preisen. Wir haben leider nicht viel Zeit, um uns hier umzusehen.

Wer sich das „persönlich“ im Internet anschauen möchte – ich würde das empfehlen…, dem seien in diesem Fall ein paar Google Bildersuchen ans Herz gelegt:
Hilton, Sheraton, Radisson, Hochhaus mit Riesenrad, McDonalds usw. Aber auch das „alte“ Batumi sollte man sich anschauen, damit man den krassen Kontrast sieht. Manch Reisebericht tituliert diese Stadt als durchgeknallt. Wie auch immer – die Gegensätze sind enorm.

Wir suchen nach dem Nachtlager, treffen beim Strand ein anderes Team – ans Wasser schauen wir leider nicht vor… dem gefühlten Zeitdruck geschuldet. Nachdem wir die grobe Position des Lagers wissen, finden wir es fast auf Anhieb. Eine sechsspurige Straße führt dorthin, das OK winkt uns auf einen Kiesplatz.

Düstere Gegend für das Fahrerlager

Dieser liegt direkt neben sehr heruntergekommenen Wohnhäusern liegt. Der Charme einer Mischung von abgelegenen Industrieviertel und völlig verarmter Wohngegend, zieht nicht jeden sofort in seinen Bann. Eher macht sich teils etwas Unbehagen bei manchen Rallyefahrern bereit. Ich persönlich mache mir keine Sorgen, wir sind schließlich viele. Auch die LKW-Fahrer die gleich zur Begrüßung aus Richtung der Häuser durch die Büsche kommen, sind so dramatisch nicht. Sie sind vor allem neugierig und einer will auch etwas mit seinen vier eigenen Lastwagen prahlen, die angeblich alle vorne an der Straße stehen. Wie ein Unternehmer sieht er allerdings nicht aus 😉 Die Toiletten sind zwei Klos auf dem Gelände, wir erfahren dass wir außerdem im nahegelegenen Krankenhaus die Toiletten benutzen dürfen.

Wir gehen ein paar hunder Meter durch die nächtliche Stadt zu einem kleinen Supermarkt. Gleich die erste Straße im Wohngebiet würde bei uns nur noch als hoffnungslos schlechter Kiesweg durchgehen. Es wirkt hier so extrem runtergekommen. In dem Minimarkt ist es nett. Und billig. Auf dem Rückweg fallen uns beim Überqueren einer einzigen großen Straße die vielen Autos mit kaputtem Licht auf. Sprich… Stoßstange und Licht haben in Georgien keinen besonders hohen Stellenwert.

Rust’n’Roll macht Feuer

Team Rust’n’Roll hat ein Lagerfeuer organisiert und alle Teams sind eingeladen – das ist mal eine klasse Idee und ein Verdienst um die Fahrerlageratmosphäre! So wird es ein sehr geselliger Abend in Batumi.

Vor dem Lager fahren immer wieder ein paar Poser mit ihren frisierten Autos auf und ab. Vermutlich tun sie das dort immer und nicht nur wegen uns.

Etappe 7 (Teil 2): Le Mans Start, E39 Fanclub, TÜV Turk und Fahrerlager Beypazari

Etappe 7 (Teil 2): Le Mans Start, E39 Fanclub, TÜV Turk und Fahrerlager Beypazari

Von der Burg bis ins Motodrom von Ankara sind es nur wenige Minuten Fahrzeit. Als wir dort ankommen, haben sich bereits viele Teams, ein Auto neben dem anderen, aufgereiht. Da noch viele andere Teams nach und nach eintrudeln, stehen wir ungefähr in der Mitte. Die Autos stehen am Südende einer langen Geraden aufgereiht. Da es ein Motodrom ist, ist das natürlich die Start-/Zielgerade. Das Motodrom liegt auf dem Atatürk Kültür Merkezi (AKM), sprich: dem Atatürk Kulturzentrum von Ankara. Bisher war mir gar nicht bekannt, dass Atatürk den Türken das Autofahren gebracht hat 😉

Auf der Zielgeraden

Diese breite, lange Gerade erinnert mich mit ihren vielen Linien und im hinteren Teil auch Kästchen, unweigerlich an die Große Straße in Nürnberg, zwischen Dutzendteich und Silbersee. Eine Aufmarschstraße aus NS-Zeiten und es würde mich nicht wundern, wenn es hier im Motodrom einst einen ähnlichen Zweck gab.

Nach einiger Zeit des gemütlichen Ratschens und Brotzeitmachens, kommt das OK im offenen Cabrio an den aufgereihten Autos vorbeigefahren und gibt das Kommando, sich am anderen Ende der langen Geraden aufzustellen. Gesagt, getan – es bricht allgemeine Hektik aus, alle Teams fahren ans andere Ende der Geraden und stellen sich dort wieder auf.DSC01617 Panorama

Nach einer kurzen Zeit des gemütlichen Ratschens und…. nein, ich wiederhole mich nicht. Das OK gibt erneut das Kommando: alles kehrt, marsch!! Das ist der Beweis – es handelt sich hier um eine Aufmarschstraße. Und ganz getreu dem militärischen Usus, führen wir den Befehl aus, ohne nachzufragen.

Es geht weiter mit einer kleinen Ansprache von Wilfried (dem OK-Chef) an einem Springbrunnen gegenüber der Autos. So, wie er uns fast schon bekniet, doch bitte nicht alle unsere Autos zu Schrott und die Motorradfahrer nicht über den Haufen zu fahren, könnte man sich wundern, warum dieser Le-Mans-Start überhaupt ein Programmpunkt ist.

Das Rennen

Zur vereinbarten Zeit stellen sich also alle Fahrer und Beifahrer an einer Linie in 20 Meter Entfernung gegenüber ihren Autos auf. Irgendwann beginnt der Countdown und wir zählen  von 10 runter. Bei Null sprinten alle Autobesatzungen zu ihren Autos, springen hinein, starten den Motor, schnallen sich an und düsen los.

Mit einer gewissen Erleichterung nehme ich wahr, dass wir den Start gut überstanden haben und unser Auto noch nicht in einen Schrotthaufen verwandelt wurde. Auch um uns herum scheinen die Autos alle noch zu fahren. Am Ende der langen Geraden, an der ersten Kurve wird es eng. Hier und da erwischt ein Wagen einen anderen und es gibt ein paar erste Beulen. Wir bleiben aber frei von Berührung und schlängeln uns im mehr oder weniger stehenden Verkehr durch die ersten Kurven.

Auch U-Bahnfahrer oder Busfahrer, auf die wir vorhin hingewiesen wurden, waren offenbar noch nicht überfahren. Offenbar war an dieser Stelle der Strecke eine Haltestelle für einen Schienenersatzverkehr der U-Bahn eingerichtet worden, die zum Zeitpunkt der Streckenplanung nicht bekannt, nicht berücksichtigt oder schlichtweg egal gewesen war. Scheinbar gab es hier nun einen Fußweg der Busfahrer oder etwas ähnliches. Aber es hat ja niemand mit dem Leben bezahlen müssen, also mache ich mir keine weiteren Gedanken darüber.

Plötzlich ging es wieder schnell voran. Eine kurze Gerade, zwei Rechts, eine Links, eine Schikane, scharf rechts und scharf links… so in etwa verlief die Strecke. Schon furhen wir in umgekehrter Richtung über die lange Gerade. Plötzlich ging es um ein Zelt herum, die Straße wurde eher inoffiziell, manch einer furh über die Wiese direkt am Zelteingang vorbei… dann links ums Zelt, einmal rechts und stop. Hinter dem Zelt ist ziemlich plötzlich das Ziel erreicht und alle stellen sich wieder nebeneinander auf. Das funktioniert sogar erstaunlich flott, spontan und kollisionsfrei. Erleichtertes Hupen und aufgeregtes Plappern legt sich über den Platz. Alle sind aufgedreht und erleichtert, dass niemandem etwas passiert ist.

BMW Fanclub

Die Schäden am 7er werden begutachtet und sind im Grunde nicht der Rede Wert – minimale Schrammen. Die anderen Autos sind in Ordnung, mit Ausnahme des Scheibenwischers unseres 8703. Da keine Reifen durch die Luft flogen, handelt es sich eher nicht um einen Rennschaden. Der linke Wischer wischt nicht mehr, was angesichts des ständig zu Regen neigenden Wetters nicht erstrebenswert scheint. Tom hat ein passendes Mittelchen für die Windschutzscheibe parat, das für perfekt abperlendes Wasser sorgen soll. Trotzdem steht unser Plan, in den Außenbereichen von Ankara ein Schrauberviertel aufzusuchen.

Auf dem Weg aus der Stadt sehe ich einen Ford-Händler. Sicher nicht ideal für unser BMW-affines Team. Aber wo ein Autohändler, da sind sicher auch hilfsbereite Einheimische. Gestochen von der Ford Niederlassung, ich spreche den ersten mir über den Weg laufen Herren an und er weiß sofort Rat. Ohne groß zu überlegen, viertens einem Auto voraus und bringen uns ein Stück weiter zu einer Werkstatt. Es funktioniert also genau wie im Lehrbuch: jemand fragen und es wird geholfen oder der Weg zur Hilfe gezeigt.

Bei der Werkstatt ist das Problem schnell begriffen. Nach einer kurzen mechanischen Beurteilung sitzt schon ein Mitarbeiter auf dem Fahrersitz und will mit dem Auto los. Schnell springt Torsten noch hinein und wir sehen ihn 45 Minuten später wieder. Ein Elektriker hat das Problem wohl gelöst.

Warten kann so schön sein

Zwischenzeitlich lassen wir es uns bei der Werkstatt gutgehen. Es gibt Chai (eh klar), man erkundigt sich nach unserem Tun (die einlaminierte Rallye-Karte erweist sich wieder als perfekte Verständigungshilfe) und plötzlich fällt uns ein Facebook-Wegweiser an der Werkstatttür ins Auge: E39Clubtr.com! Wir sind mit unseren BMW E39 in der Zentrale des türkischen E39 Fanclub gelandet. Was könnte uns besseres passieren?

Wir quatschen dann noch etwas weiter, Erfahren, dass einer der Mechaniker aus Tiflis stammt oder zumindest häufiger dorthin fährt. Erzähl mir natürlich gleich, das wäre dort  Rosen einpflanzen wollen.  er versteht das leider nicht, aber ich will es ihm umbringt mitteilen, da das natürlich schon zusätzliches Sympathiepunkte bringen kann. Doch es hilft alles nichts. Ein Kollege kommt hinzu ich sollte auch die Rosen im Kofferraum aber auch das hilft nichts für das Verständnis. Altern auch noch der Chef dazu kommt, ist die Sache klar: die Rallyefahrer haben Rosen im Auto und brauchen Wasser. Also wird schnell jemand nach einer Gießkanne geschickt, die Rosen auf den Asphalt gestellt und kurz danach sind unsere Rosen frisch gegossen.

TÜV Turk

Wir sind fertig bei der Werkstatt und fahren nach Beypazari. 4-spurige Schnellstraße mit Löchern in einer tollen, weiten Landschaft.

Kurz vor Beypazari sehen wir eine TÜV Turk Station, es stehen auch schon ein oder zwei andere Teams dort und auch wir halten an. Wir geben die ersten zwei von sechs Postkarten ab, die wir laut Roadbook an Schüler schreiben sollen und ihnen dabei etwas über die Rallye und Verkehrssicherheit erzählen sollen. Ich hatte sie am Tag zuvor im Auto geschrieben. Es wird unser letzter Stop bei TÜV Turk sein, denn außer mir fühlt sich niemand dafür zuständig, eine Postkarte zu schreiben. Meine weiteren, fast täglichen Nachfragen über Funk, jeweils bei einem herrannahenden TÜV Turk Schild werden negativ beantwortet. Komisch. Es scheint völlig egal zu sein und meine Nachfragen verkommen über die Wochen wohl zum Running Gag, wobei sie eher Ausdruck echter Verwunderung sind.
TÜV Turk hat übrigens seit 2009 ein staatlich garantiertes Monopol auf die Hauptuntersuchung in der Türkei. Die interessanten Hintergründe dazu finden sich natürlich auf Wikipedia.

Vom TÜV geht es weiter ins Nachtlager von Beypazari. Es ist der Sportplatz des Ortes, wir schlagen unsere Zelte oberhalb des Stadionteils aus und haben von dort eine ganz nette Übersicht über den Platz. Wir kochen, trinken Efes und es ist ein schöner und lustiger Abend.

Fahrerlager Beypazari

Schon direkt nach unserer Ankunft, spricht uns ein Türke an, da er unsere münchner Kennzeichen gesehsen hat. “Kommts Ihr jetz alle aus München?” fragt er uns mit unverkennbarer heimischen Einschlag. Und schnell stellt sich heraus, dass er selbst schon lang in München Pasing wohnt. Es macht Spaß, sich mit ihm zu unterhalten. Er kennt den örtlichen Bürgermeister, woraufhin ich diesem kurz danach schon die Hand schütteln darf, als er zusammen mit einigen anderen Anzugträgern und unserem OK einen Rundgang durch das Fahrerlager macht. Leider Versagen in diesem Augenblick sämtliche unserer Kameras den Dienst und ich werde weiterhin nicht berühmt.

Später am Abend kommt der Türke noch einmal bei uns vorbei. Eigentlich wohnt er ein ganzes Stück außerhalb von Beypazari, aber weil es ihm bei uns so gefallen hat, kommt er zusammen mit seinem Kumpel noch mal bei uns vorbei. Wir quatschen an diesem Abend also einige Stunden zusammen. Von ihm lassen wir uns auch erklären, wo wir am nächsten Tag, wenn wir wieder nach Ankara hineinfahren, den Palast von Herrn Erdogan sehen können.

Die sanitären Einrichtungen an diesem Sportplatz sind leider ruck zuck überfordert . umso mehr bin ich froh, als ich nachts merke, dass kaum jemand bisher auf die Idee kam, die Toilette im Trainerhäuschen aufzusuchen. Dieses ist direkt neben der eigentlichen Toiletten-Baracke und die Toilette dort sieht noch nahezu unbenutzt aus. Auch am nächsten Morgen ist hier die Welt noch ziemlich in Ordnung.

Etappe 7 (Teil 1): Von Haymana auf die Burg von Ankara

Etappe 7 (Teil 1): Von Haymana auf die Burg von Ankara

Über den Morgen im Fahrerlager in Haymana gibt es nicht viel zu berichten. Da die sanitären Anlagen schon früh am Abend an ihre Grenzen gestoßen sind, will man hier auch nicht lange verweilen. Am Abend wurden wir informiert, dass heute ein Start mit Konvoi auf dem Plan steht. Dazu sollten sich alle Teams auf einem Platz in der Umgebung der Schule einfinden.

Der Turkcell-Laden

Da wir bisher noch nicht erfolgreich und zuverlässig ins Internet kommen, will ich heute früh eine türkische SIM-Karte besorgen. Ein Stück die Straße runter ist ein Turkcell-Laden und als ich nach 9 Uhr zum zweiten Mal dort aufschlage, ist er auch geöffnet. Leider kann ich der Dame im Laden nicht klar machen was ich von ihr will. Sie versteht kein Englisch. Glücklicherweise kommt sie auf die Idee eine interne Hotline anzurufen. Der Herr am anderen Ende der Leitung dolmetscht und berät die Verkäuferin, was der ausländische Kunde wohl will. So genau wird hierzulande von unseren Telefonanbietern wohl niemand ausgefragt, damit er nicht zu viel bezahlt.

Zwischenzeitlich war Thomas schon ungeduldig am Laden, da der Konvoi sich bereits in Bewegung gesetzt hatte und fast keine Autos mehr am Platz waren. Nach ca. 50 Minuten ist dann mein Wunsch nach Internet erfüllt. Ich verlasse den Laden mit einer bereits aktivierten und aufgeladenen SIM-Karte. Für umgerechnet 40 Euro haben wir nun 8 Gigabyte Internetvolumen, das sollte für die Bilder-Uploads zu Facebook genügen.

Auf geht’s nach Ankara

Sämtliche Reden der Offiziellen bzw. Anzugträger habe ich somit verpasst und den großen Auflauf auf dem Platz leider auch. Ich erreiche unsere Fahrzeuge noch rechtzeitig und es stehen sogar noch ziemlich viele Autos dort. Wir fahren also im Konvoi aus der Stadt und übers hügelige, aber dieser hat sich schnell in die Länge gezogen. Trotzdem macht es Spaß, die anderen Teams auch in einiger Entfernung zu sehen. Bei Polatli, nordwestlich von Heymana, treffen wir auf eine Schnellstraße, die in Richtung Ankara führt.

Auf der Schnellstraße kommen wir gut voran, überholen auf dem Weg immer wieder andere Teams oder werden überholt und sind schon bald in den Außenbereichen von Ankara. Dort, wo der Verkehr schon immer wieder von Ampeln aufgehalten wird, säumen moderne Geschäftshäuser, Hochhäuser und riesengroße Moscheen die Straße. Es ist eine Freude, hier mit den anderen Teams zeitgleich entlang zu fahren.

Schon bald wird der Verkehr dichter und wir erreichen die Innenstadt von Ankara. Wir versuchen, den Wegweisern (Ankara Kalesi) zur Burg zu folgen. Das gelingt nicht immer 100-prozentig, dennoch finden wir den richtigen Weg und stehen schon bald im Rallyefahrerstau durch kleine Gassen auf dem Weg zum Burghügel. Das ganze Viertel stinkt in dem Moment nach heißen Kupplungen und manche Autobesatzung machte sich noch am Abend sorgen um diese.

Nervige Kinder auf einem Schulhof

Oben angekommen werden wir auf einen Schulhof gelotst. Dicht gedrängt stehen dort schon die Autos anderer Teams. Viele Schüler im Grundschulalter (oder zumindest nicht viel älter) sind auf dem Schulhof unterwegs. Schon bevor wir aussteigen können, stehen sie an den Autos und einer ist schon auf unseren Dachträger geklettert. Diesen zerre ich gleich wieder von dort herunter. Die Räder auf dem Dach wollen wir in einer ärmeren Gegend als in einem Touristenviertel der Hauptstadt verschenken.

Der Junge wird sich auch während der nächsten 20 Minuten als einer der nervigsten erweisen – aber wenigstens hat er uns mit seiner Kleidung das Heck unseres Autos geputzt. Viele Kinder sind extrem aufdringlich. Auch die anderen Teams sind schnell von ihnen genervt. Sie wollen alles haben, was in und an unseren Autos ist. Die Polizisten auf dem Schulhof raten uns gleich, die Autos hier nicht allein stehen zu lassen – das hätten wir auch ohne Hinweis bestimmt nicht gemacht. Wir teilen uns also auf und die erste Gruppe geht schon mal zur Burg, während ich mit Tom und Herwig bei den Autos bleibe.

Noch nie wurde ich von Kindern so dermaßen genervt, wie an dieser Schule. Sie geben einfach nicht auf. Eine Viertelstunde lang wiederhole ich das Wort “NEIN!”. Sie lassen einfach nicht nach. Doch irgendwann zieht ein anderes Team ihre Aufmerksamkeit auf sich. Anderen Teams ging es eben ganz genauso und die Kinder sind später noch das ein oder andere Mal Gesprächsthema. Erst viel viel später, als wir bereits wieder von unserer Burgbesichtigung zurück sind, schmeißen die Polizisten die Kinder vom Schulhof.

Die Burg von Ankara

Die Burg von Ankara ist eigentlich die Zitadelle von Ankara. Wir besichtigen einen Turm der Anlage. Von dort oben hat man eine tolle Aussicht über die Stadt. Die Ruine selbst haut einen Bayern allerdings nicht vom Hocker. 😉 Spannender ist es schon, Klaus vom Team Höffn Foan dabei zuzusehen, wie er mit dem Fahrrad über die Burgmauer fährt. Ich hätte mich das nicht getraut!

Von hier oben aus hat man einen tollen Blick über die Stadt. Hier und da sieht man die beliebten, riesengroßen Türkei Fahnen wehen. Die Stadt hat eine reisen Ausdehnung, was bei 5 Millionen Einwohnern ja auch kein Wunder ist. Im Norden sehen wir zum Beispiel eine Gondelbahn, die dort wohl als öffentliches Verkehrsmittel dient. Ich sehe eine Reihe von Parkanlagen, einzelne, große, historische Bauten, zwei Vergnügungsparks und nordwestlich der Burg, in nicht allzu großer Entfernung, kann man das Motodrom erkennen. Dort werden wir eine Stunde später schon den Le-Mans-Start haben.

Auf dem Weg von der Burg zurück zu den Autos, nehmen wir uns eine Minute Zeit, um die Verkaufsstände für Trockenobst und Hülsenfrüchte anzuschauen. Zeit für Sightseeing oder gemütliches Shopping gibt es auf der Rallye nicht, alle müssen immer weiter 🙂

Umständlich werden die dicht an dicht geparkten Autos zwischen Schulhaus und anderen Teams ausgeparkt und wir machen uns auf den Weg zum Motodrom. Wir sehen dabei einen lustigen, tiefergelegten Wagen. Das Nummernschild hat der Besitzer offenbar extra tief gehängt.

Video zum Bericht

Grenze Türkei – Georgien

Grenze Türkei – Georgien

10. Mai 2016, 16:15-17:15 (EET) bzw. 16:15 EET – 18:15 (GET, Georgia Time = GMT+4)

Grenze Türkei – Georgien, Sarp/Sarpi, direkt an der Schwarzmeerküste.

Düstere Szenerie

Am Grenzübergang nach Georgien haben wir zwar auch Fotos geschossen, aber kein Gruppenfoto. Es war wohl der speziellste Grenzübergang der ganzen Rallye, mit einer schwer zu beschreibenden Atmosphäre. Es herrschte geschäftige Betriebsamkeit, großer Andrang und scheinbares Chaos in der Warteschlange auf der türkischen Seite. Von einer 4-spurigen Schnellstraße kommend, wurden wir von winkenden Männern auf die Uferstraße dirigiert, ans Ende der Warteschlange und zwischen LKWs und Bussen hin und her gelotzt. Waren das nun offizielle Einweiser, freundliche Reisende oder Leute, die einfach darauf warten, dass sich etwas ereignet? Keiner weiß es. Jedenfalls hatten diese Herren die Fahrzeugschlange perfekt im Griff.

Über allem noch ein tristes, trübes und drückendes Wetter, das uns schon den ganzen Tag begleitete und bestimmt seinen Anteil am düsteren Eindruck der gesamten Szenerie hatte.

Zu Fuß über die Grenze

Alle Beifahrer mussten die Autos verlassen, auch alle Fahrgäste von Bussen, und zu Fuß die Grenze überqueren. Es war gar keine so kurze Laufstrecke, der Grenzübergang in Sarpi hat schon ein gewisses Ausmaß. Bemerkenswert dabei, einen armbreiten Persönlichkeitsabstand scheint die Bevölkerung in dieser Gegend nicht zu kennen. In den Schlagen bei der Aus- und Einreise hatte man permanent wahlweise Körperkontakt zu anderen Wartenden oder ein fremdes Gepäckstück zwischen den Beinen oder in der Kniekehle. Nach dem Fußmarsch hinter der türkischen Ausreise ging man ein Stück neben den Autos her, getrennt durch Glasscheiben und Metallwände. Danach war die Straße zu queren und im georgischen Grenzgebäude liefen wir einen langen Gang entlang, bis wir zur deutlich längeren Einreise-Schlange kamen. Trotz der Wartezeit kamen die Fußgänger zeitgleich zu den PKWs auf der georgischen Seite an.

Ein sehr spezieller Grenzübertritt also, mit einem gewissen Flughafen-Feeling. Fotos waren hier leider nicht erlaubt.

Motordefekt mitten im Niemandsland?

Während Tom und ich bei der Einreise uns geduldig Gepäckstücke in die Beine rammen und durch diverse Körperteile den Rücken massieren ließen, konnten wir durch eine Glasscheibe in einigen Metern Entfernung die Autoschlange vor der georgischen Passkontrolle beobachten. Und dann dies: plötzlich gab es draußen eine riesen Rauchwolke – und in dieser Wolke rollte Hanni mit ihrem BMW. Hanni hatten wir erst wenige Stunden zuvor in unserem Team aufgenommen, da sich Team 30 bereits zum zweiten Mal gespalten hatte. Unser erster Gedanken „jetzt ist der Motor mitten im Niemandsland hochgegangen“ erwiesen sich zum Glück als unbegründet. Der BMW schaffte es trotz Rauch durch die Passkontrolle, die eindrucksvolle Rauchwolke stellte sich als Dampfwolke heraus und das Problem als nicht sehr dramatisch: Ein Leck in einer Kühlwasserleitung, dem sich durch gelegentliches Wasserauffüllen beikommen ließ. Der tags darauf entdeckte Riss, ließ sich leicht provisorisch flicken.

Keine KFZ-Versicherung

Um diesen Schaden zu Begutachten, hielten wir direkt nach georgischen Passkontrolle an. Um einen großen Asphaltplatz sammeln sich dort diverse kleine Läden, ein Kasino, Geldautomaten usw. Hier wollten wir uns ohnehin auf die Suche machen, um eine KFZ-Versicherung für Georgien abzuschließen. Im Ausland kann diese nicht erworben werden. Laut vorangegangener Whatsapp-Chat-Info von einem anderen Team, würde es die Versicherung direkt an der Grenze geben. Die Suche blieb jedoch erfolglos, so dass wir, genau wie alle anderen Teams, die wir an der Grenze trafen, ohne Versicherung weiterfuhren.

Exkurs – unversichert

Tags darauf hatte ein Team bei der Versicherungssuche in Batumi Erfolg. Ein Versicherungsbüro bot die Police an, wollte dafür jedoch 60 US-Dollar haben. Wir entschieden uns mehrheitlich gegen den Abschluss einer Versicherung. Die maximalen Deckungsbeiträge liegen bei 5.000 oder 10.000 US-Dollar. Die Abwicklung eines Unfalls in Georgien ohne Versicherung macht allerdings keinen Spaß.

Das musste eines der Rallye-Teams erfahren, die mit einem ungewöhnlich neuen Fahrzeug eines Georgiers zusammenstießen. Die Polizei war schnell zur Stelle und beschlagnahmte Auto und Gepäck. Das Team durfte erst nach 3 Tagen seine Reise fortsetzen, als der Unfallgegner bestätigte, dass alles geklärt sei. Die 3 Tage waren wohl auch dem großen Glück geschuldet, dass dieses Team jemanden traf, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der den Polizeipräsidenten kennt. Wer weiß, wie diese Geschichte sonst ausgegangen wäre.

Wolle Auto kaufe!

Unsere Autos stellten wir an diesem Platz direkt vor den massenweise parkenden Taxen ab. Während Tom das Kühlwasserproblem unter die Lupe nahm, scharten sich immer mehr Georgier um unsere Autos (Taxifahrer und Nicht-Taxifahrer) . Sie schienen einerseits einfach interessiert, aber auch ein gewisses Interesse an diversen Teilen zu haben. Interesse an unserer Rallye gab es im Gegensatz zur Türkei, überhaupt nicht. Stattdessen wurde auf die Motorhauben geklopft und auf Smartphones mit altertümlich wirkenden kleinen Displays, wurde in der Taschenrechner-App „500“ eingetippt. Das klare Signal: „Ich gebe Dir 500€ für Deinen Wagen!“. Sämtliche Beteuerungen, dass wir die Autos noch für einige tausend Kilometer Strecke benötigen und diese sowieso gespendet würden, halfen nichts. „700 Euro!“ war die klare Antwort.

Eine Versicherung war nicht zu holen, das Kühlwasserproblem halb so wild, die Taxifahrer forderten immer vehementer, dass wir sie nicht zuparken sollen. Wir stellten unsere Uhren um 1 Stunde vor und mit einem ersten, intensiven Eindruck von Georgien, machten wir uns aus dem Staub. Ziel: Batumi. 

Grenzübertritte

Grenzübertritte

Auf unserer Reise durchfuhren wir zu Beginn die Länder Osteuropas im Stundentakt. Es kamen also einige Grenzübertritte zusammen, die wir bis auf eine Ausnahme, den Übertritt von der Türkei nach Georgien, im Bild dokumentierten.

Die durchfahrenen Länder in chronologischer Reihenfolge:

  • Deutschland (29.4.-30.4.)
  • Österreich (30.4.)
  • Italien (30.4.)
  • Österreich (30.4.)
  • Slovenien (30.4.-1.5.)
  • Kroatien (1.5.)
  • Ungarn (1.5.)
  • Rumänien (1.5.-2.5.)
  • Bulgarien (2.5.-3.5.)
  • Griechenland (3.5.)
  • Türkei (3.5.-10.5.)
  • Georgien (10.5.-12.5.)
  • Türkei (12.5.-22.5.)

Kontrollen und Nato-Draht in der EU

Schon an der Grenze Österreich – Slovenien erwarteten uns Grenzer – ein Grenzposten auf einer wirklich kleinen, verlassen wirkenden Straße in einer bergigen Waldgegend. Wir hatten mit dem Grenzposten wohl gar nicht gerechnet, plötzlich war er da, mitten im Wald. Laut Auskunft der Grenzer kontrollierten sie vor allem die Einreise – klar.

Später bei der Einreise nach Kroatien und Ungarn: Zäune, nochmal Zäune und lange Natodraht-Barrikaden. Ein bedrückender Anblick, an den uns liebgewonnenen „offenen“ Grenzen. Wie soll man sich da auf ein Grenzfoto freuen?

Richtig durchsucht wurden wir bzw. die Autos nie. Nur bei der Einreise in der Türkei, wollte ein Grenzbeamter einen Blick ins Auto werfen und somit etwas pflichtbewusstsein demonstrieren. Andere Teams mussten dagegen an verschiedenen Grenzen strenge Kontrollen über sich ergehen lassen. So traf es z.B. Team Rust’n’Roll mit einem Auto bei der Einreise in die Türkei. Sie durften das Auto komplett ausräumen, das Gepäck wurde durchsucht und das Auto in der Röntgenhalle durchleuchtet. Da das mitten in der Nacht stattfand, brachten wir aber mit dem Grenzstau an der Türkei wohl noch mehr Zeit mit dem Grenzübertritt zu.

Zwischen Griechenland und Türkei fuhren wir unsere Autos durch ein schmutzig wirkendes Wasserbad – vermutlich zur Desinfektion. Fotos durften wir hier nicht machen, es standen zwei strenge griechische Soldaten Spalier: „Keine Fotos! Was ihr auf der türkischen Seite macht, ist uns egal…“ So konnten wir uns wenigstens vor dem türkische Grenzschild fotografieren.

Die Pipeline, eine Kinderhorde und erbärmliche Zeltstädte

Die Pipeline, eine Kinderhorde und erbärmliche Zeltstädte

Auf der 6. Etappe (am 6. Mai, vom Rallyepark Sancaktepe nach Haymana) sahen wir sie zum ersten Mal:

DIE PIPELINE!

Wir wussten damals noch nicht, dass uns die Baustelle dieser Pipeline in den nächsten zwei Wochen immer wieder begegnen würde. Später war sie ein vertrauter Anblick in der weiten Landschaft der Türkei.

Wie sich herausstellte, handelt es sich um die neue Transanatolische Pipeline, die ab 2018 Erdgas von Aserbaidschan nach Griechenland transportieren soll. Zwei Jahre später wird sie durch die Trans-Adria-Pipeline bis nach Italien verlängert. Der Bau wurde als Reaktion auf den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine beschlossen. Europa will sich damit also unabhängiger von russischem Gas machen.

Wir nutzten die Gelegenheit, um einer Aufgabe aus dem Roadbook nachzukommen: einen (leider eher langweiligen) Werbeaufkleber prominent zu platzieren und ein Beweisfoto zu schießen. Die Ingenieure vor Ort waren sehr hilfsbereit 🙂
Wer ab 2018 den Gashahn aufdreht, bekommt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Gas, das an einem Käsalm-Aufkleber verbeigeströmt ist…

Zeltstädte entlang der Pipeline

Wir fuhren noch eine lange Strecke immer wieder an der Baustelle entlang. Plötzlich bot sich uns ein erbärmlicher Anblick – der sich an diesem Tag noch mehrfach wiederholte: Ein riesiges Zeltdorf mit aus Planen improvisierten Zelten. Inmitten der sonst menschenleeren Weite, auf einem matschigen Acker. Ein Schild ließ den Schluss zu, dass es sich hier um Wohnunterkünfte für die Arbeiter der Pipeline handelte. Scheinbar wohnen diese dort inklusive ihrer Familien. Genau wissen wir es allerdings nicht.
Im Nachhinein erscheint es möglich, dass es sich bei den Bewohnern um syrische Flüchtlinge handelt. So war es zumindest später, bei einem vergleichbaren Lager zwischen Şereflikoçhisar und Tuz Gölü (dem Salzsee), wo Flüchtlinge als Tagelöhner auf den Feldern arbeiten und ein vergleichbares Zeltdorf bewohnen.

Kinderhorde lässt sich nicht bändigen

Beim ersten Zeltlager an der Pipelinebaustelle, hielten wir aufgrund einer unklaren Weggabelung an. Da unweit von uns, Kinder auf dem Acker spielten, entschlossen Thomas und ich spontan, ein paar Kuscheltiere zu verteilen. In Windeseile waren die Kinder bei uns am Auto und drängten sich um das Heck des BMW. Die Kinderschar wurde rasch größer und von einer Schar eher zu einer Horde. Zum Glück lassen sich an den BMWs die Heckscheiben einzeln öffnen, für manche Kinder ist der Kofferraum somit noch unerreichbar hoch. Andere streckten allerdings gierig ihre Hände in den Kofferraum und wir hatten Mühe, sie davon abzuhalten, alles mögliche aus dem Auto zu zerren.

Wir verteilten die ersten Kuscheltiere und die Kinder waren einfach nicht mehr zu halten. Diese Situation traf uns völlig unvorbereitet. Mit Gier in den Augen versuchten die Kinder, alles an sich zu reißen, was sie fassen konnten. Gute Worte halfen hier nichts mehr, aber selbst anschreien und energische Gesten machten überhaupt keinen Unterschied. Manche Kinder hatten schon drei oder vier Kuscheltiere gemopst und wollten nicht zulassen, dass andere auch etwas bekommen. Es waren vermutlich solche Situationen, vor denen uns die Mädels von Waal goes Orient gewarnt haben.

In dieser Situation war uns überhaupt nicht mehr wohl. Auch weil es scheinbar immer mehr Kinder wurden und einige zwischenzeitlich auch die beiden 20m entfernt geparkten Autos belagerten, und dort einen noch verschlossenen Sack mit Spielsachen ergatterten. Hilfe war von den Teamkollegen also nicht zu erwarten, wir wollten uns deshalb nur noch aus dem Staub machen. Schade eigentlich, denn wir hätten hier viel mehr und viel gerechter verteilen können. Vielleicht sorgten die Eltern der Kinder für etwas Ausgleich.

Autos, Toiletten und Ratlosigkeit

Wie auch immer, wer dort wohnt, dem kann es nach unseren Maßstäben nicht besonders gut gehen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass verschiedene Zelte offenbar nicht zum Wohnen, sondern als Garage für Autos dienen. Vom 3er BWM über Nissan Qashqai, alte Autos und Motorräder sahen wir einige Fahrzeug bei den Zelten stehen, aber es waren eher Ausnahmen.

Eine Toilette: Ein Holzgestell, an drei Seiten hängen Decken oder Tücher bis Boden herab. Ein Sitz in der Mitte, eine Seite zur Straße hin offen. Ein Junge, wohl gerade mit seinem Geschäft fertig. Die Toilette Stand auf halbem Weg zwischen Straße und Zeltdorf, das etwa 100 m abseits der Straße lag.

Mich persönlich ließen diese Zeltstädte ziemlich ratlos zurück. Der Anblick dieser Lager und der Kinder geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Diese Blicke und alte, kaputte Kleider… wie man es oft sagt: „wie aus dem Fernsehen“. Doch waren wir in der Türkei, keine 100 km südwestlich von Ankara.

Auch jetzt weiß ich noch nicht genau, was es wirklich damit auf sich hatte. Über Google konnte ich bisher nichts herausfinden. An östlicheren Pipelineabschnitten hatten wir diese Zeltdörfer nicht mehr gesehen.

Bilder haben wir von diesen Zeltdörfern nicht gemacht. Wir waren in diesen Momenten wohl zu sehr mit überlegen beschäftigt. Auch in anderen Momenten des Verschenkens war es so. Oft war das eine Sache von Sekunden: „Da ist ein Kind!“ – Fenster auf, Auto stoppt – Kuscheltier raus – weiter gehts. Sollten doch noch entsprechende Bilder von einer unserer vielen Kameras oder auf einem Handy auftauchen, werde ich sie nachreichen.

Hier gibts ein offizielles Werbevideo zur TANAP-Pipeline bei Youtube:

(Nach-)Berichterstattung beginnt

(Nach-)Berichterstattung beginnt

Hallo liebe Freunde der Propellerheads!

Die Berichterstattung von der Rallye ist deutlich sparsamer ausgefallen, als ich mir das im Voraus ausgemalt habe. Wir haben uns unterwegs ausschließlich auf Facebook-Posts beschränkt, die aktuellsten Facebook-Posts sind nach wie vor auf dieser Seite hier verfügbar.

Um Euch nachträglich etwas detailierter an den Rallye-Erlebnissen teilhaben zu lassen, werde ich (vielleicht auch wir 😉 ) in nächster Zeit noch viele Bilder und Berichte auf die Webseite stellen. Eventuell wird das Design der Webseite auch wieder etwas bunter und bildlastiger.

Es geht los mit einem Bericht zur Transanatolischen Pipeline TANAP und Zeltdörfern im Nirgendwo.