Nachberichterstattung

Schildkrötenstrand bei Dalyan geräumt

Schildkrötenstrand bei Dalyan geräumt

Der Iztuzu Beach südlich von Dalyan wurde Ende Mai unter Polizeiaufsicht geräumt. Der Strand ist Schutzgebiet und Eiablagestrand für die Unechte Karettschildkröte „Caretta Caretta“.

Scheinbar waren die Sonnenliegen und Verkaufsstände, die wir dort am Ende der Rallye sahen und schon nicht ganz passend fanden, erst seit Mitte Mai dort aufgestellt. Und es gab wohl bereits in früheren Jahren ein hin und her. Von der Aufregung um den Strand haben wir nichts mitbekommen.

Hier sind ein drei Berichte der Hürriyet Daily News vom Mai:
Court orders evacuation of İztuzu Beach, occupying company set to appeal (29.5.2016)
Ministry demands evacuation of İztuzu Beach, company insists on staying (19.5.2016)
Company returns to idyllic İztuzu beach one year after cancelled tender (12.5.2016)

Videos und Bildergalerien bei Facebook zeugen von der erzwungenen Strandräumung und vorangegangenen Protesten zeugen:

Grenze Türkei – Georgien

Grenze Türkei – Georgien

10. Mai 2016, 16:15-17:15 (EET) bzw. 16:15 EET – 18:15 (GET, Georgia Time = GMT+4)

Grenze Türkei – Georgien, Sarp/Sarpi, direkt an der Schwarzmeerküste.

Düstere Szenerie

Am Grenzübergang nach Georgien haben wir zwar auch Fotos geschossen, aber kein Gruppenfoto. Es war wohl der speziellste Grenzübergang der ganzen Rallye, mit einer schwer zu beschreibenden Atmosphäre. Es herrschte geschäftige Betriebsamkeit, großer Andrang und scheinbares Chaos in der Warteschlange auf der türkischen Seite. Von einer 4-spurigen Schnellstraße kommend, wurden wir von winkenden Männern auf die Uferstraße dirigiert, ans Ende der Warteschlange und zwischen LKWs und Bussen hin und her gelotzt. Waren das nun offizielle Einweiser, freundliche Reisende oder Leute, die einfach darauf warten, dass sich etwas ereignet? Keiner weiß es. Jedenfalls hatten diese Herren die Fahrzeugschlange perfekt im Griff.

Über allem noch ein tristes, trübes und drückendes Wetter, das uns schon den ganzen Tag begleitete und bestimmt seinen Anteil am düsteren Eindruck der gesamten Szenerie hatte.

Zu Fuß über die Grenze

Alle Beifahrer mussten die Autos verlassen, auch alle Fahrgäste von Bussen, und zu Fuß die Grenze überqueren. Es war gar keine so kurze Laufstrecke, der Grenzübergang in Sarpi hat schon ein gewisses Ausmaß. Bemerkenswert dabei, einen armbreiten Persönlichkeitsabstand scheint die Bevölkerung in dieser Gegend nicht zu kennen. In den Schlagen bei der Aus- und Einreise hatte man permanent wahlweise Körperkontakt zu anderen Wartenden oder ein fremdes Gepäckstück zwischen den Beinen oder in der Kniekehle. Nach dem Fußmarsch hinter der türkischen Ausreise ging man ein Stück neben den Autos her, getrennt durch Glasscheiben und Metallwände. Danach war die Straße zu queren und im georgischen Grenzgebäude liefen wir einen langen Gang entlang, bis wir zur deutlich längeren Einreise-Schlange kamen. Trotz der Wartezeit kamen die Fußgänger zeitgleich zu den PKWs auf der georgischen Seite an.

Ein sehr spezieller Grenzübertritt also, mit einem gewissen Flughafen-Feeling. Fotos waren hier leider nicht erlaubt.

Motordefekt mitten im Niemandsland?

Während Tom und ich bei der Einreise uns geduldig Gepäckstücke in die Beine rammen und durch diverse Körperteile den Rücken massieren ließen, konnten wir durch eine Glasscheibe in einigen Metern Entfernung die Autoschlange vor der georgischen Passkontrolle beobachten. Und dann dies: plötzlich gab es draußen eine riesen Rauchwolke – und in dieser Wolke rollte Hanni mit ihrem BMW. Hanni hatten wir erst wenige Stunden zuvor in unserem Team aufgenommen, da sich Team 30 bereits zum zweiten Mal gespalten hatte. Unser erster Gedanken „jetzt ist der Motor mitten im Niemandsland hochgegangen“ erwiesen sich zum Glück als unbegründet. Der BMW schaffte es trotz Rauch durch die Passkontrolle, die eindrucksvolle Rauchwolke stellte sich als Dampfwolke heraus und das Problem als nicht sehr dramatisch: Ein Leck in einer Kühlwasserleitung, dem sich durch gelegentliches Wasserauffüllen beikommen ließ. Der tags darauf entdeckte Riss, ließ sich leicht provisorisch flicken.

Keine KFZ-Versicherung

Um diesen Schaden zu Begutachten, hielten wir direkt nach georgischen Passkontrolle an. Um einen großen Asphaltplatz sammeln sich dort diverse kleine Läden, ein Kasino, Geldautomaten usw. Hier wollten wir uns ohnehin auf die Suche machen, um eine KFZ-Versicherung für Georgien abzuschließen. Im Ausland kann diese nicht erworben werden. Laut vorangegangener Whatsapp-Chat-Info von einem anderen Team, würde es die Versicherung direkt an der Grenze geben. Die Suche blieb jedoch erfolglos, so dass wir, genau wie alle anderen Teams, die wir an der Grenze trafen, ohne Versicherung weiterfuhren.

Exkurs – unversichert

Tags darauf hatte ein Team bei der Versicherungssuche in Batumi Erfolg. Ein Versicherungsbüro bot die Police an, wollte dafür jedoch 60 US-Dollar haben. Wir entschieden uns mehrheitlich gegen den Abschluss einer Versicherung. Die maximalen Deckungsbeiträge liegen bei 5.000 oder 10.000 US-Dollar. Die Abwicklung eines Unfalls in Georgien ohne Versicherung macht allerdings keinen Spaß.

Das musste eines der Rallye-Teams erfahren, die mit einem ungewöhnlich neuen Fahrzeug eines Georgiers zusammenstießen. Die Polizei war schnell zur Stelle und beschlagnahmte Auto und Gepäck. Das Team durfte erst nach 3 Tagen seine Reise fortsetzen, als der Unfallgegner bestätigte, dass alles geklärt sei. Die 3 Tage waren wohl auch dem großen Glück geschuldet, dass dieses Team jemanden traf, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der den Polizeipräsidenten kennt. Wer weiß, wie diese Geschichte sonst ausgegangen wäre.

Wolle Auto kaufe!

Unsere Autos stellten wir an diesem Platz direkt vor den massenweise parkenden Taxen ab. Während Tom das Kühlwasserproblem unter die Lupe nahm, scharten sich immer mehr Georgier um unsere Autos (Taxifahrer und Nicht-Taxifahrer) . Sie schienen einerseits einfach interessiert, aber auch ein gewisses Interesse an diversen Teilen zu haben. Interesse an unserer Rallye gab es im Gegensatz zur Türkei, überhaupt nicht. Stattdessen wurde auf die Motorhauben geklopft und auf Smartphones mit altertümlich wirkenden kleinen Displays, wurde in der Taschenrechner-App „500“ eingetippt. Das klare Signal: „Ich gebe Dir 500€ für Deinen Wagen!“. Sämtliche Beteuerungen, dass wir die Autos noch für einige tausend Kilometer Strecke benötigen und diese sowieso gespendet würden, halfen nichts. „700 Euro!“ war die klare Antwort.

Eine Versicherung war nicht zu holen, das Kühlwasserproblem halb so wild, die Taxifahrer forderten immer vehementer, dass wir sie nicht zuparken sollen. Wir stellten unsere Uhren um 1 Stunde vor und mit einem ersten, intensiven Eindruck von Georgien, machten wir uns aus dem Staub. Ziel: Batumi. 

Grenzübertritte

Grenzübertritte

Auf unserer Reise durchfuhren wir zu Beginn die Länder Osteuropas im Stundentakt. Es kamen also einige Grenzübertritte zusammen, die wir bis auf eine Ausnahme, den Übertritt von der Türkei nach Georgien, im Bild dokumentierten.

Die durchfahrenen Länder in chronologischer Reihenfolge:

  • Deutschland (29.4.-30.4.)
  • Österreich (30.4.)
  • Italien (30.4.)
  • Österreich (30.4.)
  • Slovenien (30.4.-1.5.)
  • Kroatien (1.5.)
  • Ungarn (1.5.)
  • Rumänien (1.5.-2.5.)
  • Bulgarien (2.5.-3.5.)
  • Griechenland (3.5.)
  • Türkei (3.5.-10.5.)
  • Georgien (10.5.-12.5.)
  • Türkei (12.5.-22.5.)

Kontrollen und Nato-Draht in der EU

Schon an der Grenze Österreich – Slovenien erwarteten uns Grenzer – ein Grenzposten auf einer wirklich kleinen, verlassen wirkenden Straße in einer bergigen Waldgegend. Wir hatten mit dem Grenzposten wohl gar nicht gerechnet, plötzlich war er da, mitten im Wald. Laut Auskunft der Grenzer kontrollierten sie vor allem die Einreise – klar.

Später bei der Einreise nach Kroatien und Ungarn: Zäune, nochmal Zäune und lange Natodraht-Barrikaden. Ein bedrückender Anblick, an den uns liebgewonnenen „offenen“ Grenzen. Wie soll man sich da auf ein Grenzfoto freuen?

Richtig durchsucht wurden wir bzw. die Autos nie. Nur bei der Einreise in der Türkei, wollte ein Grenzbeamter einen Blick ins Auto werfen und somit etwas pflichtbewusstsein demonstrieren. Andere Teams mussten dagegen an verschiedenen Grenzen strenge Kontrollen über sich ergehen lassen. So traf es z.B. Team Rust’n’Roll mit einem Auto bei der Einreise in die Türkei. Sie durften das Auto komplett ausräumen, das Gepäck wurde durchsucht und das Auto in der Röntgenhalle durchleuchtet. Da das mitten in der Nacht stattfand, brachten wir aber mit dem Grenzstau an der Türkei wohl noch mehr Zeit mit dem Grenzübertritt zu.

Zwischen Griechenland und Türkei fuhren wir unsere Autos durch ein schmutzig wirkendes Wasserbad – vermutlich zur Desinfektion. Fotos durften wir hier nicht machen, es standen zwei strenge griechische Soldaten Spalier: „Keine Fotos! Was ihr auf der türkischen Seite macht, ist uns egal…“ So konnten wir uns wenigstens vor dem türkische Grenzschild fotografieren.

Die Pipeline, eine Kinderhorde und erbärmliche Zeltstädte

Die Pipeline, eine Kinderhorde und erbärmliche Zeltstädte

Auf der 6. Etappe (am 6. Mai, vom Rallyepark Sancaktepe nach Haymana) sahen wir sie zum ersten Mal:

DIE PIPELINE!

Wir wussten damals noch nicht, dass uns die Baustelle dieser Pipeline in den nächsten zwei Wochen immer wieder begegnen würde. Später war sie ein vertrauter Anblick in der weiten Landschaft der Türkei.

Wie sich herausstellte, handelt es sich um die neue Transanatolische Pipeline, die ab 2018 Erdgas von Aserbaidschan nach Griechenland transportieren soll. Zwei Jahre später wird sie durch die Trans-Adria-Pipeline bis nach Italien verlängert. Der Bau wurde als Reaktion auf den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine beschlossen. Europa will sich damit also unabhängiger von russischem Gas machen.

Wir nutzten die Gelegenheit, um einer Aufgabe aus dem Roadbook nachzukommen: einen (leider eher langweiligen) Werbeaufkleber prominent zu platzieren und ein Beweisfoto zu schießen. Die Ingenieure vor Ort waren sehr hilfsbereit 🙂
Wer ab 2018 den Gashahn aufdreht, bekommt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Gas, das an einem Käsalm-Aufkleber verbeigeströmt ist…

Zeltstädte entlang der Pipeline

Wir fuhren noch eine lange Strecke immer wieder an der Baustelle entlang. Plötzlich bot sich uns ein erbärmlicher Anblick – der sich an diesem Tag noch mehrfach wiederholte: Ein riesiges Zeltdorf mit aus Planen improvisierten Zelten. Inmitten der sonst menschenleeren Weite, auf einem matschigen Acker. Ein Schild ließ den Schluss zu, dass es sich hier um Wohnunterkünfte für die Arbeiter der Pipeline handelte. Scheinbar wohnen diese dort inklusive ihrer Familien. Genau wissen wir es allerdings nicht.
Im Nachhinein erscheint es möglich, dass es sich bei den Bewohnern um syrische Flüchtlinge handelt. So war es zumindest später, bei einem vergleichbaren Lager zwischen Şereflikoçhisar und Tuz Gölü (dem Salzsee), wo Flüchtlinge als Tagelöhner auf den Feldern arbeiten und ein vergleichbares Zeltdorf bewohnen.

Kinderhorde lässt sich nicht bändigen

Beim ersten Zeltlager an der Pipelinebaustelle, hielten wir aufgrund einer unklaren Weggabelung an. Da unweit von uns, Kinder auf dem Acker spielten, entschlossen Thomas und ich spontan, ein paar Kuscheltiere zu verteilen. In Windeseile waren die Kinder bei uns am Auto und drängten sich um das Heck des BMW. Die Kinderschar wurde rasch größer und von einer Schar eher zu einer Horde. Zum Glück lassen sich an den BMWs die Heckscheiben einzeln öffnen, für manche Kinder ist der Kofferraum somit noch unerreichbar hoch. Andere streckten allerdings gierig ihre Hände in den Kofferraum und wir hatten Mühe, sie davon abzuhalten, alles mögliche aus dem Auto zu zerren.

Wir verteilten die ersten Kuscheltiere und die Kinder waren einfach nicht mehr zu halten. Diese Situation traf uns völlig unvorbereitet. Mit Gier in den Augen versuchten die Kinder, alles an sich zu reißen, was sie fassen konnten. Gute Worte halfen hier nichts mehr, aber selbst anschreien und energische Gesten machten überhaupt keinen Unterschied. Manche Kinder hatten schon drei oder vier Kuscheltiere gemopst und wollten nicht zulassen, dass andere auch etwas bekommen. Es waren vermutlich solche Situationen, vor denen uns die Mädels von Waal goes Orient gewarnt haben.

In dieser Situation war uns überhaupt nicht mehr wohl. Auch weil es scheinbar immer mehr Kinder wurden und einige zwischenzeitlich auch die beiden 20m entfernt geparkten Autos belagerten, und dort einen noch verschlossenen Sack mit Spielsachen ergatterten. Hilfe war von den Teamkollegen also nicht zu erwarten, wir wollten uns deshalb nur noch aus dem Staub machen. Schade eigentlich, denn wir hätten hier viel mehr und viel gerechter verteilen können. Vielleicht sorgten die Eltern der Kinder für etwas Ausgleich.

Autos, Toiletten und Ratlosigkeit

Wie auch immer, wer dort wohnt, dem kann es nach unseren Maßstäben nicht besonders gut gehen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass verschiedene Zelte offenbar nicht zum Wohnen, sondern als Garage für Autos dienen. Vom 3er BWM über Nissan Qashqai, alte Autos und Motorräder sahen wir einige Fahrzeug bei den Zelten stehen, aber es waren eher Ausnahmen.

Eine Toilette: Ein Holzgestell, an drei Seiten hängen Decken oder Tücher bis Boden herab. Ein Sitz in der Mitte, eine Seite zur Straße hin offen. Ein Junge, wohl gerade mit seinem Geschäft fertig. Die Toilette Stand auf halbem Weg zwischen Straße und Zeltdorf, das etwa 100 m abseits der Straße lag.

Mich persönlich ließen diese Zeltstädte ziemlich ratlos zurück. Der Anblick dieser Lager und der Kinder geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Diese Blicke und alte, kaputte Kleider… wie man es oft sagt: „wie aus dem Fernsehen“. Doch waren wir in der Türkei, keine 100 km südwestlich von Ankara.

Auch jetzt weiß ich noch nicht genau, was es wirklich damit auf sich hatte. Über Google konnte ich bisher nichts herausfinden. An östlicheren Pipelineabschnitten hatten wir diese Zeltdörfer nicht mehr gesehen.

Bilder haben wir von diesen Zeltdörfern nicht gemacht. Wir waren in diesen Momenten wohl zu sehr mit überlegen beschäftigt. Auch in anderen Momenten des Verschenkens war es so. Oft war das eine Sache von Sekunden: „Da ist ein Kind!“ – Fenster auf, Auto stoppt – Kuscheltier raus – weiter gehts. Sollten doch noch entsprechende Bilder von einer unserer vielen Kameras oder auf einem Handy auftauchen, werde ich sie nachreichen.

Hier gibts ein offizielles Werbevideo zur TANAP-Pipeline bei Youtube:

(Nach-)Berichterstattung beginnt

(Nach-)Berichterstattung beginnt

Hallo liebe Freunde der Propellerheads!

Die Berichterstattung von der Rallye ist deutlich sparsamer ausgefallen, als ich mir das im Voraus ausgemalt habe. Wir haben uns unterwegs ausschließlich auf Facebook-Posts beschränkt, die aktuellsten Facebook-Posts sind nach wie vor auf dieser Seite hier verfügbar.

Um Euch nachträglich etwas detailierter an den Rallye-Erlebnissen teilhaben zu lassen, werde ich (vielleicht auch wir 😉 ) in nächster Zeit noch viele Bilder und Berichte auf die Webseite stellen. Eventuell wird das Design der Webseite auch wieder etwas bunter und bildlastiger.

Es geht los mit einem Bericht zur Transanatolischen Pipeline TANAP und Zeltdörfern im Nirgendwo.